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Das „Bauchgefühl“ von Hausärztinnen und Hausärzten

Einen sehr interessanten Beitrag las ich von unserem österreichischen Kollegen, Florian Stigler, in seinen „Golden Nuggets“  – oftmals wirklich eine Goldgrube! Hier geht es zu den aufbereiteten Studien „Bauchgefühl“ von Hausärztinnen und Hausärzten:

British Journal of General Practice (2020): • 12 europäische Studien wurden inkludiert • Wenn Hausärzte ihr Bauchgefühl dokumentierten, war eine Krebsdiagnose viermal wahrscheinlicher (OR 4,24, 95% CI 2,3-7,9). • Viele der Hausärzte notierten ihr Bauchgefühl jedoch nicht auf die Überweisung. • Wie entsteht das Bauchgefühl? Durch „rasche Synthese verbaler und nonverbaler Signale im Kontext von klinischem Wissen und Erfahrung.“

BMJ Open (2023): • 4 Studien wurden analysiert (alle waren auch im obigen 2020 Review inkludiert). • “Bauchgefühl” hatte für Krebs eine Sensitivität von 40% (95% CI 28-53%) und eine Spezifität von 85% (95% CI 75-92%). • Die Autoren berechneten, dass die meisten symptomatischen Patienten bei einem „Bauchgefühl“ des Hausarztes ein Krebsrisiko von über 3% haben (im UK die Schwelle zur raschen Abklärung)! Conclusio • Das eigene Bauchgefühl bezüglich Karzinom ist ausgesprochen relevant. Denn wenn es zusammen mit Symptomen auftritt, rechtfertigt es bereits eine rasche Abklärung (das Krebsrisiko liegt über der „3% Schwelle“): o Symptomatischer Patient + „Bauchgefühl“ -> rasche Abklärung • Das „Bauchgefühl“ alleine erkennt die meisten Krebserkrankungen jedoch nicht (die Sensitivität ist nur 40%)! Der Patient kann Krebs haben, ohne dass man als Arzt etwas „spürt“. Nur darauf zu vertrauen würde viele Erkrankungen übersehen. • Es ist korrekt zu sagen, dass das Bauchgefühl auf eine Überweisung zu schreiben evidenzbasiert ist. Auch wenn die Studienlage – 4 Studien mit Bias und Heterogenität – wie so oft noch dünn ist und „Bauchgefühl“ außerdem unterschiedlich definiert werden kann.

Quelle: Florian Stigler, Golden Nuggets (Stand Mai 2025)

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